"Entspannte Überfahrt Göteborg - Kiel"
Begünstigt durch eine glatte See, milde Witterung, fast wolkenlosen Himmel und dem dazu passenden Sonnenuntergang war es eine entspannte, sehr angenehme Überfahrt. Als Frühbucher erhält man mit gut 400 EUR für Wohnmobil und Familien-Außenkabine einen fairen Preis für die Rückreise nach Deutschland aus einem Skandinavienurlaub. Bedenkt man, dass man für die Kurzdistanz Hirtshals - Kristiansand auch gut 200 EUR zahlen muss, hebt der Gewinn an Spritersparnis und Urlaubszeit die Mehrkosten auf.
Wir fuhren mit der Stena Germanica, deren Hauptmaschine auf Gasantrieb umgestellt ist. Positiver Aspekt neben dem Umweltaspekt: Noch nie habe ich bei einer nächtlichen Überfahrt so wenig Maschinenvibrationen gespürt wie auf diesem Schiff. Es gibt praktisch keine, wenn man in der Koje liegt. Vermutliche Ursache: Es gibt keinen großen Kolbenmotor mehr, sondern rotierende Turbinen, was die völlige Vibrationsfreiheit erklären würde. Ein Umstand, den Stena geschickt bewerben könnte, es aber seltsamerweise nicht tut. Auch an Bord erhält man keine technischen Informationen (habe allerdings auch nicht gezielt nachgefragt). Das ist jedenfalls eine echte Komfortsteigerung zu früher. Die Klimaanlage in der Kabine arbeitete sehr leise und ließ sich gut regeln. Das Bad mit Dusche war sehr sauber und geräumig. So ist eine wirklich gute Nacht garantiert. Es war ausreichend Personal da, und es schien auch gut geschult zu sein, war freundlich und hilfsbereit. Schön am Schiff ist die weitgehend vollständige Begehbarkeit des auf drei Ebenen verteilten Sonnendecks 11. Hier gibt es eine kleine Minigolfanlage und auch einige Rastplätze mit Holztischen und Holzbänken zur freien Benutzung (begrenztes Angebot).
Zwei kleine Kritikpunkte:
Bei unser sonnigen, warmen Überfahrt schloss die unter freiem Himmel angelegte, aber windgeschütze Außenbar "Yacht Club" am Heck Deck 11 bereits kurz nach 21 Uhr. Als ich mit meiner Frau dort noch einen Prosecco als Sundowner trinken wollte, standen wir vor verschlossener Theke, obwohl noch reichlich Fährgäste zugegen waren. Hier könnte man den Außenservice bei gutem Wetter etwas flexibler gestalten und zeitlich verlängern (nur Getränke, ohne Grillangebot).
Wenn man mit Kindern unterwegs ist, genießen ja auch diese die Fährüberfahrt und wollen noch gerne etwas aufbleiben. Leider gibt es außer kleinen Rundtischchen und den bereits erwähnten Außensitzplätzen an den Holztischen auf dem offenen Deck 11 keine Rückzugsgebiete für Familien mit vernünftigen Tischen. Diese gibt es nur in den Restaurantbereichen und verpflichten zum Verzehr (wurde mir auf Nachfrage bestätigt). Hier gab es zu jeder Zeit des Abends freie Tische, die aber demonstrativ mit aufgestellten Servietten reserviert sind und damit die Verzehrpflicht demonstrieren. Hier könnte man auf verschiedene Weise flexibler reagieren, indem man nach Maßgabe der Restaurant-Inanspruchnahme einige dieser Tische freigibt oder im Nicht-Restaurantbereich solche "Familientische" anbietet oder in den "Familienkabinen" Klapptische zwischen den unteren Betten anbietet, die denselben Zweck erfüllen. Als Beispiel zum letzten Vorschlag verweise ich auf die praktischen Klapptische in den Liegewagenabteilen der Autoreisezüge von DB und ÖBB. Was unter diesen beengten Verhältnissen geht, sollte in einer im Vergleich dazu geräumigeren Außenkabine auch möglich sein. Auf Nachfrage erhielt ich vom Personal die Auskunft, dass man unser Anliegen höchstens mit den Holztischen auf Deck 11 befriedigen könne, was aber am späteren Abend bei voller Fahrt auf hoher See keine Alternative ist. (Da könnte man nur noch dick eingemummelt sitzen, und die erste Bö würde einem die Spielkarten vom Tisch fegen.) Ein Stern Abzug.
Bewertet am von Rainer der mit Stena Line auf der Stena Germanica gereist ist.
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